Das 1964 errichtete und 1976 erweiterte Olympische Dorf war von Beginn an viel mehr als nur Schlafstätte für die Athleten aus aller Welt. Mit dem Olympischen Dorf wurde dringend benötigter Wohnraum in Innsbruck geschaffen, und die Wohnungsnot in der Landeshauptstadt gelindert.
Kaum 15 Jahre nach Ende des II. Weltkrieges kämpfte Innsbruck immer noch gegen die verheerenden Folgen des Krieges. Weniger als die Hälfte der Wohnungen in Innsbruck waren im Bombenhagel des Krieges heil geblieben und die Wohnungsnot war entsprechend groß.
Für das „Olympische Dorf“ fand sich im Osten Innsbrucks ein geeignetes Gelände, um sowohl die Wohnungsnot zu reduzieren, als auch eine vorübergehende Herberge für Sportler, Kampfrichter und weitere olympische Mitarbeiter zu schaffen.
Acht Hochhäuser mit insgesamt 689 Wohnungen wurden – gemeinsam von Stadt und Bund finanziert – erstellt. Begonnen wurde mit dem Bau des O-Dorfes 1 am 1. Juli 1961, die Eröffnung erfolgte am 15. Jänner 1964. Im Jahr 1965 zählt das O-Dorf bereits rund 6000 Einwohner.
Im Mai 1973 erfolgte die Grundsteinlegung des zweiten Olympischen Dorfes, das zunächst für die Olympiade 1976 als Unterkunft diente. Die erfolgreiche Erweiterung beinhaltete 642 Wohnungen sowie ein Hauptschulgebäude, ein Hallenbad und ein Rezeptionsgebäude.
Zu Beginn der 1960er Jahre war Innsbruck ein über die Jahrhunderte gewachsene und im Kern dicht bebaute Stadt. Alle Straßen führten direkt durch das Stadtgebiet, es gab keine Umfahrungsmöglichkeiten und Engstellen sorgten immer wieder für umfangreiche Staus. Die Innsbrucker Straßeninfrastruktur war schlicht nicht mehr zeitgemäß. Es galt daher die Straßen in und um Innsbruck entsprechend anzupassen, auf die Zunahme des Individualverkehrs angemessen zu reagieren sowie die neuen Olympischen Sportstätten im Umland besser erreichbar zu machen.
Deshalb wurden in der Stadt rund 12,8 km Straßen wesentlich um- oder neu gebaut, wie etwa der Hohe Weg als Nordumfahrung Innsbrucks. Noch wichtiger war jedoch die Olympiabrücke, die südlich des Bahnhofs den Südring als neue Innsbrucker Umfahrungsstraße schließen konnte und nach 16 Monaten Bauzeit für den Verkehr freigegeben werden konnte.
Im Umland von Innsbruck wurden rund 25 Kilometer Bundesstraßen errichtet oder umgebaut. Die neu entstandene Bundesstraße 1 führte den Olympia-Verkehr hinter dem Flughafen nach Zirl und von dort nach Seefeld, dem Zentrum der nordischen Bewerbe.
Im Süden Innsbrucks wurde 1963 das erste Teilstück der Brennerautobahn für den Verkehr freigegeben – die Europabrücke galt als deutliches Signal an alle Besucher der Olympischen Winterspiele, dass Innsbruck sich dem Aufbruch in die Moderne verschrieben hatte.
Auf die Olympiade 1976 hin wurden Straßenbauprojekte realisiert, bzw. teilweise vorgezogen, die ohnehin bereits in Planung waren. Darunter etwa die Straßenarbeiten im Raum Seefeld, in Axams, im Bereich der Hallerstraße oder die neue Reichenauerbrücke.
In der Axamer Lizum wurde ein Skigebiet für Olympia 1964 erschlossen. Dazu mussten rund 18 Hektar Wald gerodet und erhebliche Erdbewegungen durchgeführt werden, um schließlich Pisten präsentieren zu können, die olympischen Ansprüchen genügten. Für die Winterspiele 1976 wurde die Hoadl-Standseilbahn mit deutlich erweiterter Transportkapazität errichtet.
Auch am Innsbrucker Hausberg, dem Patscherkofel musste vor Olympia 1964 investiert werden, um den olympischen Anforderungen zu entsprechen. Eine zweispurige Seilbahnanlage wurde errichtet und in die olympischen Abfahrten investiert.
In Seefeld baute die Stadt die nordischen Langlauf- und Biathlon-Kampfstätten aus. Die Sprungschanze in Seefeld musste für 1976 saniert werden.
Zu den größten Sportstättenbauten für Olympia 1964 gehört das 23 Meter hohe Eisstadion in Innsbruck, das 10000 BesucherInnen fassen konnte und im November 1963 eröffnet wurde. Für die Olympiade 1976 entsprach das Eisstadion jedoch nicht mehr den modernen Ansprüchen. Die Eisschnellaufbahn musste ersetzt, das Sitzplatz-Angebot erweitert, die Beleuchtung und der Zuschauerschutz neu installiert werden.
Für 1964 gehörten auch die Bob- und Rodelbahnen in Igls zu den größeren Investitionen. 1976 entsprachen diese bereits nicht mehr den Anforderungen und wurde durch moderne Kunsteisbahnen ersetzt.
Die mittlerweile legendäre Sprungschanze am Bergisel war zwar bereits seit 1947 im Einsatz, musste für die Olympischen Spiele 1964 allerdings vergrößert werden. So sollte die Zuschauerarena 60000 Gästen Platz bieten, was ebenso bauliche Maßnahmen erforderlich machte. Für die Spiele 1976 stand die Schanze wieder unter Modernisierungsdruck. Der Kampfrichterturm wurd eneu aufebaut under häölzerne Anlaufturm durch eine Neukonstruktio naus Stahlbeton ersetzt.
Für die Olympischen Winterspiele 1964 diente das neu errichtete Chemische Institut der Universität als Pressezentrum. Als interimistische Journalistenhotels dienten das erweiterte internationale Studentenheim in der Rechengasse sowie das Technikerhaus in der Fischnalerstraße. Für 1976 wurde der Bau der Pädagogischen Akadamie sowie der IVB-Hallen vorgezogen, die schließlich während der Olympiade als Presse- bzw. Fernsehzentren dienten.
Sportstättenkosten 1964:
Olympia Eisstadion: 75,7 Millionen Schilling (Träger Republik Österreich)
Sprungschanze Bergisel: 15,25 Millionen Schilling (Träger Republik Österreich)
Bobbahn Igls: 10,1 Millionen Schilling (Träger Republik Österreich)
Lifte in der Axamer Lizum: 24,1 Millionen Schilling (Träger Axamer Lizum Aufschließungs-AG; Bund, Stadt, Land)
Seilbahn Patscherkofel: 22 Millionen Schilling (Träger Stadt Innsbruck / IVB)
Straßenkosten 1964:
Bundesstraßen: 117 Millionen Schilling
Landesstraßen 26 Millionen Schilling
Straßen in Innsbruck: 22,45 Millionen Schilling
Olympiabrücke: 23,2 Millionen Schilling
Sportstättenkosten 1976:
Sanierung Olympia Eisstadion (plus Neubau Schnelllaufbahn): 40 Millionen Schilling (Träger Republik Österreich)
Sprungschanzen Bergisel und Seefeld: 12,7 Millionen Schilling (Träger Republik Österreich)
Bob- und Rodelbahn Igls: 110 Millionen Schilling (Träger Republik Österreich)
Standseilbahn Axamer Lizum: 125 Millionen Schilling (Träger Axamer Lizum Aufschließungs-AG; Bund, Stadt, Land)
Baukosten 1976:
Pädagogische Akademie: 110 Millionen Schilling
IVB-Halle 160 Millionen Schilling
Reichenauer Brücke: 24 Millionen Schilling
Landessportheim: rd. 90 Millionen Schilling
Kosten Olympisches Dorf 1:
190,488 Millionen Schilling
Kosten Olympisches Dorf 2:
394 Millionen Schilling